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TRANSLATED MESSAGE:
*Preface: interfiction - perspectives and myths of counter- public in data-nets
The global data-network is on everyone's lips. Initiatives that plan and promote the further extension of the nets in the big style originate in politics and economy. Goal of this engangement is an efficiency-oriented and economy- centered utilization of the new structures of communication. The capacity of these projects is already proven within a wide range of areas and especially curious people are working with it yet. However, one can also judge this development skeptically. Traveling on the data-highway and the visit of virtual department stores doesn't differ from the everyday purchase and from newspaper-reading particularly. interfiction lays attention on the question how these multi-functional communication-structures can be used in an innovative and unconventional type and manner. interfiction would like to introduce these new possibilities from another perspective and sets the main focus on the discussion about counter-public net- utilization.
Counter-public has turned itself into the myth. The
idea that a critical contact with media leads inevitably to
a transformation of the society is obsolete. However, the
data-nets offer a new occasion to use this myth
constructively. Net-projects try, fascinated of the
potentials of the net, to update the mythical dimensions of
the electronic structure. Globalization, democratization
and free access to information are catchwords. So it is
possible within the Internet, for example, to ensure direct
access to the entire data-material. As long as 'in real
world' the distribution of the calculators is limited the
Internet is truly not a global net. The catchword
democratization has to be considered skeptically as well.
It becomes more and more evident that the new technologies
simply entwine itself around the old structures. So there
is a new myth of 'counter-public' with an inherent
ambivalent character. The world doesn't turn into a global
village automatically, just as the data-networks do not
inevitable render to a democratization.
Nevertheless the discussion about the net-myths could
engage a critical reflection on the use of data-networks.
The projects who were invited to the interfiction-workshops
try to enable communication and interaction on net-adequate
and innovative type and manner, what means in contrast to
pure efficiency-oriented projects. This is exactly the
topic, that interfiction wanted to process. The two-day
workshop took place at Dec the 8th and 9th 1995 to enable a
detailed and intensive discussion. Following you will find
the transcription of the beginning of the second workshop.
sorry, only in German :-(
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ORIGINAL MESSAGE:
*Einleitung: interfiction - Perspektiven und Mythen von Gegenoeffentlichkeit in Datennetzen
Die globale Datenvernetzung ist in aller Munde. In Politik
und Wirtschaft entstehen Initiativen, die den weiteren
Ausbau der Netze im groszen Stil planen und foerdern. Ziel
dieses Engangements ist eine effizienzorientierte und
wirtschaftzentrierte Nutzung der neuen
Kommunikationsstrukturen. Diese Projekte sind in vielen
Bereichen bereits funktionsfaehig und werden von einem
besonders neugierigen Teil der Bevoelkerung auch schon
benutzt. Man kann diese Entwicklung jedoch auch skeptisch
beurteilen. Das Reisen auf der Datenautobahn und der Besuch
von virtuellen Warenhaeusern unterscheidet sich naemlich
nicht sonderlich vom alltaeglichen Einkauf und vom
Zeitungslesen. interfiction stellt sich nun die Frage, wie
diese multifunktionalen Kommunikationsstrukturen auf eine
innovative und unkonventionelle Art und Weise benutzt
werden koennen. interfiction moechte diese neuen
Moeglichkeiten aus einer anderen Perspektive vorstellen und
den Schwerpunkt auf die Diskussion einer
'gegenoeffentlichen' Netznutzung legen.
Gegenoeffentlichkeit ist selber zum Mythos geworden.
Die Vorstellung, dasz ein kritischer Umgang mit Medien
zwangslaeufig zu einer Umgestaltung der Gesellschaft
fuehrt, ist veraltet. Die Datennetze bieten jedoch eine
neuen Anlasz, diesen Mythos konstruktiv zu verwenden.
Netzprojekte versuchen, fasziniert durch die Potentiale des
Netzes, die mythischen Dimensionen der elektronischen
Struktur zu aktualisieren. Schlagworte dazu sind
Globalisierung, Demokratisierung und freier Zugang zu
Informationen. So ist es innerhalb des Internets
beispielsweise moeglich, unmittelbar auf das gesamte
Datenmaterial zuzugreifen. Da in der 'realen' Welt jedoch
keine globale Verbreitung von Rechnern gegeben ist, ist das
Internet kein wirklich globales Netz. Das Schlagwort
Demokratisierung ist aehnlich skeptisch zu betrachten.
Immer wahrscheinlicher wird es, dasz die neuen
Kommunikationstechnologien einfach um die alten Strukturen
ranken, diesen zwar partiell neue Moeglichkeiten schaffen,
wobei deren Organisation aber unbeschadet bestehen bleibt.
Es gibt also einen neuen 'Mythos Gegenoeffentlichkeit' in
Datennetzen, der einen grundlegend ambivalenten Charakter
hat. Die Welt wird keineswegs automatisch zu einem globalen
Dorf. Genausowenig wird die Datenvernetzung zu einer
automatischen Demokratisierung fuehren.
Die netzspezifischen Mythen werden aber fuer die von
uns eingeladenen Netzprojekte zu einem Anhaltspunkt, wenn
es um konkrete Umgangsweisen und Strategien in Datennetzen
geht. Im Gegensatz zu einer rein effizienzorientierten
Anwendung versuchen diese Projekte auf netzadaequate und
innovative Art und Weise Kommunikation und Interaktion zu
ermoeglichen. Dieses ist genau das Thema, das interfiction
bearbeiten will. interfiction moechte ein moeglichst
breites Spektrum von Initiativen vorstellen, die in den
Bereichen Kunst/Kultur, Stadt, Universitaet und
Journalistik arbeiten, und sowohl Internet/WWW als auch
Mailbox-Systeme benutzen.
Im Zentrum von interfiction stand ein zweitaegiges
Seminar. Es fand am 8.12 und am 9.12. jeweils von 13.00 bis
17.00 Uhr statt. Durch die Seminarform sollte eine
ausfuehrliche und intensive Auseinandersetzung ermoeglicht
werden. Im folgenden nun eine Transkribierung des Beginns
vom zweiten interfiction-Seminar
.
-----------------------------------------------------------
*Transkribierung des Beginns von Seminar 2 - Kassel, 9.12.1995
Legende
/ / = SprecherIn
_ _ = Betonung
(...) = Auslassung
[ ] = Anmerkung
(-> ) = Referenz
[Das Seminar wird durch die Veranstalter von Uwe Hermanns, Herbert A Meyer und Gerhard Wissner eroeffnet (->URL_1). Es wird auf eine Tischvorlage hingewiesen, die 18 ethische Prinzipien beinhaltet (->URL_1). Diese wurden von Tommaso Tozzi (Strano Network, Italien) anlaesslich des Budapester Treffens Metaforum II verfasst (->URL_2). Zu Beginn wird Volker Grassmuck von den Veranstaltern darum gebeten, sein aktuelles Projekt Access for All-FAQ (->URL_3) vorzustellen.]
/Volker Grassmuck/
Zum Rahmen des Projekts: Ich wuerde mir das wuenschen als
einen Beitrag fuer die Internet World Expo (->URL_4) im
naechsten Jahr, die von Carl Malamud und Vinton Cerf
organisiert wird. Ich gehe davon aus, wenn ich mich in dem
nicht voellig taeusche, dass es einen Internet-Hype geben
wird im naechsten Jahr, der alles in den Schatten stellt,
was wir bislang gesehen haben. Die Expo geht nach dem
Modell der Weltausstellungen des 19. Jahrhunderts. Es ist
also eine industrielle Leistungsschau. Nicht nur - also da
sind auch durchaus sozial engagierte Projekte vertreten,
aber vor allen Dingen geht es um Technologie, wenn ich das
richtig verstehe. Im Rahmen der Expo wuerde ich mir das
angestrebte Projekt sehr gut vorstellen koennen. Ich
moechte diese access-for-all-Modelle, also Netzwerk-
Entwicklung von unten, auch international praesentieren und
eine grosse Oeffentlichkeit dafuer gewinnen. Und dazu
sollte es folgendes geben: Zunaechst einmal einen access-
for-all-File, also einen ersten Entwurf fuer einen
theoretischen, politischen Argumentationsstrang: Warum
access for all? Dann soll es eine Zusammenstellung von
verschiedenen Projekten geben, die man unter dieses Dach
fassen kann. Es geht nicht um eine neue Organisation oder
sowas, sondern um die gesammelte Praesentation von
Projekten, die zeigen, dass wir nicht auf die Telekom,
nicht auf Burda und nicht auf Berlesconi und sonstjemanden
angewiesen sind. Es geht darum, dass wir Netze selber
machen koennen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt im
Hinblick auf die Gebuehrenerhoehung ab dem 1. Januar auf
alternative Loesungen fuer den Local Loop, also fuer den
letzten Kilometer bis zur Wohnung. Prenzlnet (->URL_5),
gestern schon mehrfach angesprochen, soll ein Art Workshop-
Charakter haben, wo die verschiedensten Loesungen von
Lasern bis zum Babyphon und Packet-Radio und so weiter
ausprobiert werden. Und am Schluss soll dabei eine Liste
von Starterkits herauskommen, die Projekte irgendwo auf dem
Land... also Leute, die vielleicht auch nicht in solchen
Zusammenhaengen sind, aber trotzdem das an ihrem Ort machen
wollen, beigehen koennen und sich sehr konkrete
Informationen holen. Bis hin zu Bestellinformationen - wo
kriegt man irgendwelche Lasertechnologie moeglichst billig
zum Beispiel. Aber auch ueber Organisationsmodelle,
Finanzierungsmodelle und so weiter muss man natuerlich
nachdenken. Ebenso ueber Software, die bestimmte Gruppen
entwickelt haben und die sie bereit sind, mit anderen zu
teilen. Die Gemeinschaften, die da jeweils entstanden sind,
sollten beschrieben werden. Das Ganze soll dann auf der
Next 5 Minutes-Konferenz (->URL_6) praesentiert werden. Bis
dahin ist das Projekt natuerlich noch nicht fertig. Es wird
aber auch nie fertig werden, sondern es soll nur der erste
Kristallisationskern sein, der eine moeglichst grosse
Bandbreite von organisatorischen und technischen Modellen
vorstellt. Zum Beispiel die Digitale Stad (->URL_7), die
Internationale Stadt (->URL_8), das Zamir-Net in Ex-
Jugoslawien (->URL_9), Bulletin-Board-Systeme (->URL_10)
und so weiter. Und im Laufe des naechsten Jahres, die Expo
laeuft das ganze Jahr 1996, kann das dann Werkstatt-
Charakter bekommen, auch die Website. Ueber diesen FAQ-File
soll nach Moeglichkeit die Diskussion weiterlaufen und es
sollen weitere Projekte angeregt werden, die dann im Laufe
des naechsten Jahres entstehen und damit aufgenommen
werden.
[Zwischenfragen zur Expo, mit der Bitte, diese genauer zu eroertern.]
/Volker Grassmuck/
Also Industrieschau ist auch ein bisschen zynisch
formuliert. Ganz so schlimm ist es nicht. Ist Carl Malamud
ein Begriff? Der hat angefangen mit Internet-Talk-Radio,
also erstmals Broadcast im Internet, dann freie Programme,
Interviews mit irgendwelchen Internet-Figuren, so
technische Sachen. Er ist halt ein Hacker, Techno-Hacker.
Dann hat er ein Buch ueber ueber Internet-Traveller
geschrieben, war in Japan, Thailand, Schweiz. Ein sehr
aktiver Mensch aus der Techno-Szene. Industrie ist insofern
nicht ganz richtig. Aber die Veranstalter der Expo haben
Kanaele zu den ganz Grossen. Es wird eine T3-Backbone-
Leitung entstehen von San Francisco nach Washington, nach
Amsterdam und nach Tokio. Das Stueck innerhalb der USA und
nach Japan scheint schon zu stehen. Das wird von MCI bereit
gestellt, das sind keine Hacker mehr. Aber so eine
Backbone-Leitung zu legen ist auch fuer Hacker nicht so
ganz einfach. Und ansonsten ist die Internet-Expo total
offen. Im Prinzip kann jeder dort Pavillons anmelden und
events machen. Zusaetzlich soll es auch darum gehen,
ausserhalb der Netze Zugangspunkte bereit zu stellen. Und
dieses ist auch als Problem erkannt worden. Und da spielt
durchaus auch access-for-all, also oeffentliche, kostenlos
benutzbare Terminals, als Idee eine Rolle. Der Rahmen ist
mir eigentlich nur wichtig, weil er fuer Oeffentlichkeit
sorgen wird. Es ist ganz merkwuerdig, in Deutschland ist
die Expo ueberhaupt kein Thema. In Japan, in Thailand, in
den USA ist sie das Thema ueberhaupt. Alle Leute, die
irgendwas mit dem Internet zu tun haben, sind wie wahnsinng
dabei, Pavillions fuers naechste Jahr zu bauen.
[Zwischenfragen. Es wird geklaert, dass die Expo-Pavillions virtuelle Pavillions, also Websites sind. Volker Grassmuck weist noch darauf hin, dass im Rahmen seines Projektes inhaltliche Kriterien, Unterscheidungskriterien entwickelt werden sollen, nach denen man Projekte beurteilen kann. Daraufhin bitten die Veranstalter Tilmann Baumgaertel ueber aktuelle Vorgaenge bei Compuserve zu berichten.]
/Tilmann Baumgaertel/
Bei Compuserve gibt es eigentlich kein Forum, wo die Nutzer
in irgendeiner Form auf das Unternehmen einwirken koennen,
Fragen stellen koennen. Deswegen hat sich
interessanterweise in den letzten Monaten das Hilfeforum
veraendert, das eigentlich so ein Support-Forum ist, wo man
technische Fragen stellen kann, zum Beispiel wie kriege ich
meine User-ID, wie kann ich mein Passwort aendern und so
weiter. Da ist in den letzten Monaten eine Diskussion
aufgekommen, die recht grundsaetzliche Fragen stellt, wie
beispielsweise: In welcher Form muessen Sysops ihre
Entscheidungen rechtfertigen, wie wird das Ausschluszrecht
gehandhabt. Da gibt es eigentlich keinen Kriterienkatalog.
Ich habe auch schon mal versucht herauszubekommen, welche
Rechte die Sysops haben, das sind zum Teil ehrenamtliche
Leute, die diese Foren leiten, und die koennen eigentlich
nach Belieben ausschliessen. Das wird zwar de facto sehr
liberal gehandhabt, aber es gibt keine Rechtssicherheit. Es
gibt keine Prinzipien, auf die man die Sysops oder das
Unternehmen Compuserrve irgendwie nageln kann. Wie gesagt,
dieses Hilfeforum wird also so ein biszchen miszbraucht, um
solche Fragen zu stellen. Die Sysops, die eigentlich fuer
den technische Support zustaendig sind, sind vollkommen
damit ueberfordert, solche basisdemokratischen Fragen zu
beantworten. Ja, das ist schon so ein Problem, dass so ein
Privatunternehmenn einen immer groesser werdenden Teil von
einem oeffentlichen Diskurs ueberwachen kann. Vielleicht
nicht ueberwachen kann, aber zumindest
Zusatzbeschraenkungen einfuehren kann. Ich stelle mir das
dann immer so vor wie die amerikanischeen Groszstaedte, wo
der eigentliche oeffentliche Raum, was die Innenstaedte mal
gewesen sind, dem Poebel ueberlassen worden ist und, da wo
man noch hingehen kann und sicher ist, das sind halt
shopping malls, die Privatleuten gehoeren, die da auch ihre
eigenen guardian angels aufstellen, ihre eigenen Schwarzen
Sheriffs, die da nach Vorstellung der Eigner fuer Recht und
Ordnung sorgen. Wie gesagt, Compuserve, das Unternehmen
fuehlt sich da irgendwie nicht angesprochen. Sie
argumentieren auch immer, wenn sie auf ihre
Redaktionstaetigkeiten hingewiesen werden, dass sie halt
Leute ausschliessen, dass sie eigentlich nur eine Plattform
bieten und keinen Einfluss nehmen. Und wenn sie Einfluss
nehmen, gibt es keine Kriterien nach denen sie Einfluss
nehmen auf die Kommunikation, die bei ihnen stattfindet.
Diese Fragen beziehen sich sehr direkt auf solche grossen
Unternehmen und ich finde, man muesste sie auch solchen
Groszunternehmen stellen.
/Volker Grassmuck/
Ist der Hintergrund davon, dasz es Prozesze gegeben hat in
den USA, wo Compuserve und andere Connectivity-Anbieter
verantwortlich gemacht worden sind fuer Inhalte ihrer User
und das daraufhin Compuserve und andere gesagt haben, wir
muessen ganz systematisch... Das ist nicht nur eine
Entscheidung einzelner Sysops, sondern da gibt es eine
Liste von sieben Begriffen, hat mir mal jemand gesagt, die
nicht auftauchen duerfen. Alle posts werden daraufhin
gescannt.
/Tilmann Baumgaertel/
Also, wenn es so eine Liste gaebe, dann waere man ja schon
ganz froh, dann haette man wenigstens eine Maszgabe. Da
wird dauernd nach gefragt: Was sind die Kriterien? Und man
bekommt immer nur ausweichende Antworten. Also entweder die
Liste gibt es und die wird geheimgehalten oder... Keine
Ahnung, aber auf jeden Fall fehlt diese Liste. Dann wueszte
man wenigstens, wo man dran ist. Und diese Prozesse... von
den Vereinigten Staaten weiss ich das nicht. Aber ich
weisz, dasz bei Compuserve in Deutschland - in der Naehe
von Muenchen - vor einem guten Monat eine Durchsuchung der
bayrischen Staatsgewalt gewesen ist. Deswegen, weil
Compuserve zu saemtlichen Newsgroups Zugang geboten hat,
inklusive der beruehmten alt-Geschichten. Und daraufhin hat
Compuserve in vorauseilendem Gehorsam fuer, ich glaube,
eine Woche die gesamten Newsgroups geschlossen, um einen
Filter einzubauen, dass nicht mehr alle Sachen abrufbar
sind. Das hat auch zu einem Aufschrei der Empoerung bei den
Usern gefuehrt, die ploetzlich nicht mehr an ihre
Newsgroups herangekommen sind. Und ueber diese Geschichte,
da hat es so eine Pressemitteilung gegeben, aber das war
auch eigentlich alles. Diese Pressemitteilung war auch sehr
vage, also keine grundsaetzliche Erklaerung, wie sich
Compuserve da selbst betrachtet, ob die sich da als
Plattform oder ob auch als so eine Art Redaktion
betrachten.
[Zwischenfragen]
/padeluun/
Nur ein Satz zu der Compuserve-Geschichte, die da in den
USA passiert ist. Compuserve hat angefangen, aus
Imagegruenden bestimmte Sachen aus Newsforen
herauszunehmen. Sie haben gesagt, dass machen wir jetzt als
Redaktion. Und dann wurde ihnen hereingereicht: Wenn
Redaktion, dann alles, dann muesst ihr alle Nachrichten
checken oder andere Dienste. Entweder seid ihr Plattform
oder Redaktion. Aber nur ein biszchen Redaktion oder nur
ein biszchen Plattform geht nach dem geltenden Recht dort
in den USA derzeit nicht. Ich sage derzeit dazu, weil ich
davon ausgehe, dass wir ein eigenes Netzrecht schaffen
muessen und auch Netzstaaten. Es gibt zwar auch immer
Holpermoeglichkeiten, sich aus vielen Gesetzen etwas
zusammenzusuchen, aber...
/Volker Grassmuck/
Zu dem alternative Rechtsmodell, auf das man so ein
Netzrecht aufbauen koennte: Beim Telefon und bei der
Briefpost ist der 'carrier' verpflichtet, alles was auf der
einen Seite reinkommt, auf der anedren Seite wieder
abzugeben. Wenn jemand 10 Gramm Heroin in einem Brief
schickt, dann wird nicht der Postbote, der das zustellt,
als Drogenkurier verhaftet...
/padeluun/
Entschuldige, wir sollten zwei Begriffe ganz klar trennen.
Ich nehme mal das deutsche Wort aus dem BTX-Staatsvertrag,
die Einzelmitteilung, der Brief der von dem Absender zum
Empfaenger geht und im Gegensatz dazu die oeffentliche
Mitteilung. Das sind zwei ganz unterschiedliche Bereiche,
die auch nach unterschiedlichem Recht gewichtet werden,
jetzt erstmal nach deutschen Recht, ich denke, in anderen
Laendern ist es aehnlich. Ich moechte bitten, dass wir
versuchen, das nicht durcheinander zu werfen. Dass PM's
niemanden etwas angehen, egal, ob das Aufrufe zu Straftaten
sind, oder sonstwas, ist voellig klar. Da fuehrt kein Weg
vorbei, dafuer gibt es heute auch Gesetze. Wenn jemand von
sowas Kenntnis nimmt und weiterverwertet, ist er dran:
fuenf Jahre mindestens. Und ich denke mal, fuer uns ist der
Bereich der oeffentlichen Mitteilung interessanter. Dass
wir uns vielleicht auf den beschraenken und erstmal darauf
vertrauen, dass ein Brief, auch wenn er in dem Fall kein
Brief ist, sondern ein Telefonat... Das wird alles ja noch
als Telefonat gewertet nach Fernmeldeanlagengesetz und
aehnlichem...
/Juergen Baumann/
Zu den Einzelnachrichten: Bei dem so ziemlich aeltesten
privaten Netz, das aus den USA kommt, dem Fido-Netz, ist es
ein Zwiespalt. Einerseits ist der jeweilige Betreiber
verpflichtet PM's nachzulesen, ob da nicht was illegales
drinsteht, gleichzeitig verstoesst das wieder gegen eine
eigene policy, dass sie es eigentlich nicht duerften. Also
da ist momentan noch ein ziemlich grosser Zwiespalt bei
denen. Und es muesste zumindest irgendwo definiert werden,
wenn wir zu einem Papier kommen, dass PM's Privatsache
sind. Und da darf nichts passieren.
/padeluun/
Ich geh jetzt mal wieder von deutscher Rechtsprechung aus,
in anderen Laendern gibt es auch sowas. In der Fido-policy
ist keine salvatorische Klausel enthalten, dh da steht
nicht drin, falls einer der Punkte gegen geltendes Recht
verstoesst, gelten die anderen trotzdem weiter. Dh, die
Fido-policy ist null und nichtig. Und jeder, der sich nach
dieser policy hinsetzt und Nachrichten von Leuten liest,
macht sich strafbar. Dass die Leute bisher noch nicht
reihenweise im Gefaengnis gelandet sind, hat was damit zu
tun, dass die wenigsten user das so wissen, was da
eigentlich abgeht. Und der Nachweis ist auch nicht einfach.
Da muessen sich erst Sysop und Cosysop verkrachen, dass sie
dann...
(...)
/padeluun/
Uebrigens zu diesem Papier [Tozzi-Thesen]: Es ist
natuerlich schoen, diese Sachen durchzugehen, aber ich habe
hier drei Zettel mit Ergaenzungen, die mir innerhalb
einiger Minuten beim Fruehstueck eingefallen sind. Also:
dass es nicht nur im diese Punkte geht ... Vielleicht, wenn
ich das runterlesen darf irgendwann?
[Zwischenfragen]
/Margarete Jahrmann/
Ich komme gerade aus Salzburg. Und da haben wir auch einen
sechs Punkte-Plan beim Arbeitskreis Hypermedia anlaesslich
Misera Media (->URL_11) verfasst. Dieser ist auf die
spezifisch oesterreichische Situation bezogen, aber die
sechs Punkte beziehen sich auch auf Netzwerkkultur und
Netzwerkpolitik. Der erste ist auch access for all, der
zweite Bildung und Erziehung, der dritte right to know,
der vierte Medienrechtspolitik, der fuenfte
kulturwissenschaftliche Forschungsprojekte und der letzte
Punkt ist die oesterreichische Infomilliarde fuer den
Highway im experimentellen Bereich. (...)
/padeluun/
Also es gibt auch aus den Bundesministerium im Moment eine
Studie, die heisst irgendwas 2000, in der 42 Punkte drin
stehen, ueber die sie sich in den verschiedenen Ministerien
noch die Koepfe eingeschlagen. Also man sollte die mit
einarbeiten und das herausstreichen, was einem nicht
gefaellt. Also das alles zusammenlegen...
[Zwischenfragen]
/padeluun/
Ich lese nur so runter, was mir eingefallen ist. Nachfragen
sind jederzeit gestattet. Ich moechte in solchen Papieren
drinstehen haben: das Recht die Unwahrheit zu verbreiten.
Ausserdem das Recht auf Extremes; die vier apokalytischen
Reiter in den Netzen muessen legalisierter Bestandteil
sein. Das sind Mafia, Neonazis, Pornos bis hin zur
Kinderpornografie oder sonstwas, Terroristen,
Bombenbauanleitungen. Ich gestehe allen Menschen ein Recht
auf Dummheit zu, das ist sehr wichtig. Dann fordere ich
das Recht auf Ausbildung, das bedeutet, dass Ebenen
geschaffen werden, Lehrplaene, in denen halt klar wird, wie
man mit Netzen u