von Oliver Marchart
Die Medientheorie ist bekanntlich nicht gerade für ihr wissenschaftliches
Ethos berühmt. So wie ein bestimmter Teil der Medienkunst im Verdacht
stand, das Schöne (bzw. Bloß-Hübsche) in der Kunst
rehabilitieren zu wollen, so hat sich über lange Jahre Medientheorie den
Ruf erarbeitet, nicht mehr zu bieten als begriffliche Dekoration. Schlagworte
wie Simulation, Dromologie, Verschwinden, Fraktalität, Virtualität
schmücken die Symposien und werden je nach Saison abgelöst durch
Körper, Kontext, hybridity, reflexivity. Diese Art von
Mickey-Mouse-Theorie ...
From Substream(c) to Mainculture?
Über das endgültige Ende des Pop-Undergrounds
Von Günther Jakob
1. Es gibt keine KULTURELLE Opposition zur Kulturindustrie, die nicht selbst
bereits Teil der Kulturindustrie wäre. Das Subversionsmodell "Pop" ist in
das impliziert, dem sie sich dem Anspruch nach widersetzt:
"Kulturelle/Künstlerische Opposition" kann nicht mehr als Transzendenz
der Kulturindustrie gedacht werden und Ziel einer Kritik kann nicht die
Erringung kultureller Hegemonie sein (was weder möglich noch
erstrebenswert ist). Wer die Kulturindustrie kritisiert, muß deshalb an
ihr zugleich teilhaben und nicht teilhaben.
Der Selbstbewegung des Objekts ...
Kulte und Subkulte
von Stephan Gregory
Leben in der Subkultur heißt: außerhalb des Hochkultur-Apparats und seiner Verdienstmöglichkeiten Platz zu nehmen. Unsere Vorstellung von Bohème nährt sich von Malern, die nie ein Bild verkaufen, von Dichtern, die in schäbigen Hotelzimmer verhungern und von Musikern, die für eine Flasche Schnaps vor 15 Leuten spielen. Doch Bohème hat weniger etwas mit dem puren Faktum der Armut zu tun als mit einer ganz bestimmten Art, diese Armut zu ideologisieren und in ...